My Sister Grenadine Album: “sleep material” (Solaris Empire/Broken Silence) VÖ: 22.10.2021
Bereits der Titel des inzwischen fünften Albums der Berliner Folk-Formation um Songschreiber Vincenz Kokot wirft die Frage danach auf, was etwas ist und was es sein kann. Das Material des Schlafes: sind damit Träume gemeint oder Ressourcen des Ausruhens, gar die angehäufte Zeit des „Nichts-Tuns“ während der Pandemie? Ein scheinbar einfaches Bild wird vieldeutig und lässt sich aus verschiedenen Blickwinkeln interpretieren, wie auch die insgesamt 15 Songs auf „sleep material“, welches in seiner Reduziertheit und Eindringlichkeit einen neuen Höhepunkt im Schaffen der Band darstellt.
Als Duo gemeinsam mit Frieda Gawenda im Frühjahr diesen Jahres bei Antonio Passacantilli im Berliner Wolvesinsound Studio zum Teil auf Bandmaschine aufgenommen, entwickelt das neue Album von My Sister Grenadine einen musikalischen und sprachlichen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Neben minimialistischen Songs wie „fixing a riddle“ oder „rural rain“ stehen vielschichtig arrangierte Stücke wie „late night song“ oder „state of denial“, neben englischen Texten und einem Instrumental finden sich erstmals auch Lieder in deutscher Sprache, Vertonungen von Gedichten des Lyrikers und Filmemachers Thomas Brasch (1945–2001), wie etwa „Leuchtende Vögel“ oder das märchenhaft anmutende „Ruth“. Persönliche Veränderungen werden hier stets mit Blick auf die Geschehnisse in der Welt formuliert, etwa bei „wounded song“ oder in „8:46“, so dass die intensiven Monate seit Ausbruch der Pandemie im Zusammenspiel von inneren Landschaften und äußeren Gegebenheiten erkundet werden.
Gemeinsam mit dem Artwork des Albums – die Fotos stammmen von der tschechichen Künstlerin Klara Dolezalkova, Layout & Design übernahm der britische Künstler Guy Dale – entsteht dabei ein Referenzsystem, welches sowohl magische als auch reale Bezugspunkte aufweist, sie miteinander verbindet und in einen Spannungsraum versetzt. Diese Verdichtung wird nicht zuletzt anhand der musikalischen Fokussiertheit deutlich, die My Sister Grenadine als Duo entwickelt haben: alle Elemente sind auf das Notwendige reduziert, stellen sich in den Dienst des Liedes, beziehen sich aufeinander – und zugleich gibt es auf „sleep material“ eine Verspieltheit und Komplexität, die dazu anregt, das Album wieder und wieder zu hören. Um es dabei stets anders neu zu entdecken!
Singles und Anspieltipps des neuen Albums:
Track 6: late night song
Track 8: Ruth
Track 10 second skin
Auf „sleep material“ gehen Frieda Gawenda und Vincenz Kokot dem nach, was die Nacht zusammenhält. Das Duo nimmt einen mit in verborgene Geschichten an den Rändern des Wachzustands. Wir treffen auf geflüstert gesprochene Rätsel, auf Fotografien die als Medizin verspeist werden, auf die Gezeiten, zitternde Hände. Das, was schräg und seltsam, ist, umarmt das neue Album der Berliner: Verspielter Folk, melancholischer Indie, verworren und trotzdem eingängig, rhythmisch und melodiös: keine Genre-Beschreibung reicht hier aus und trotzdem erscheint das Album aus einem Guss. „How can we know anyone else?“ lautet die Frage, die „late night song“ stellt. Und ja, wie kann man sich eigentlich kennen oder begegnen, besonders jetzt? Mit „equinox #1“ kommt ein Stück ganz ohne Gesang aus, doch auch hier ist alles drin, was sich im reichhaltigen Leben finden lässt – das ist nicht ohne Schmerz und passt nicht immer zusammen. Dem spüren My Sister Grenadine nach, beim Hören tun sich neue Möglichkeiten auf, es zu fühlen und sich zu verbinden, auf dass alle Menschen Schwestern werden.
Das vorherige Album „wounding the weather“ erschien 2019, ihr Debut „shine in the dark“ bereits 2008. Spätestens seitdem das Album „subtitles & paper planes“ (2010) von der Neuen Musikzeitung zur „einzig gültigen Definition für das Genre der unabhängigen Singer/Songwriter“ erkoren wurde, hängen die Erwartungen hoch. „Sleep material“ schafft es, diese Erwartungen zu erfüllen und die Band dabei nochmal ganz anders zu zeigen: neu verspielt, stets verletzlich, reduziert und doch in Fülle. Die Songs sind zum Teil so kurz, man wünscht sich, sie liefen weiter – wie Wasser, das das Meer sucht, in dem es sich auflösen kann und niemand mehr zu sagen vermag, von welcher Nacht es kam. Und doch wissen wir nach dem Hören des Albums, was die Nacht zusammenhält: einzig und allein die Poesie.“
Johanna Montanari, Autorin (u.a. Der Freitag)
Pressestimmen zu “sleep material”
„My Sister Grenadine ist ein Songwriterprojekt, das durch seine immer leicht sinnlich klingenden, aber enorm komplex substanziell gestalteten Stücke gewinnt. Sehr frisch, sehr gekonnt erdacht & sehr, sehr schön.“ – Intro
„Tolle Berliner Entdeckung!“ – Rolling Stone
“Wie das Eingängige sich mit dem Anspruchsvollen auf angenehmste Weise verbinden kann: My Sister Grenadine machen es vor & legen die Messlatte für das, was abseits der ausgetretenen Singer-/Songwriter-Pfade in dem Genre heute noch möglich ist, wieder ein Stück höher.” – Hessischer Rundfunk
»sleep material« Record Release Tour
My Sister Grenadine werden im Herbst 2021 erstmals seit anderthalb Jahren wieder auf Tour gehen, um das neue Album live zu präsentieren.
02.10. Stralsund Kulturkirche St. Jakobi
06.10. Berlin Donau 115
08.10. Bielefeld Flosse
09.10. Saarbrücken Terminus
10.10. Luzern (CH) TBD
11.10. Winterthur (CH) Portier Kraftfeld
12.10. Karlsruhe Hauskonzert
13.10. Kassel Urban 5 Gallery
14.10. Lübeck Tonfink
15.10. Darmstadt Atelier Xtrakt
16.10. Döbeln Treibhaus
17.10. Dresden Zentralwerk
18.10. Regensburg REH
19.10. München fwd: like waves
20.10. Praha (CZ) Potrva
21.10. Halle Das Bedürfnis
22.10. Chemnitz Aaltra
23.10. Marburg Q
24.10. Aachen Raststätte
28.01. Jicin (CZ) Valdstejnska Lodzie
30.01. Hradec Kralove (CZ) NUUK
29.04. Magdeburg Volksbad Courage
30.04. Leipzig Horns Erben
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